Mit der Öffnung für Drittanbieter-Payments setzt Apple einen weiteren EU-Beschluss um. Doch der Preis für mehr Wahlfreiheit ist hoch: Entwickler müssen neue Gebühren zahlen, strenge Prüfverfahren einhalten und ihre Zahlungsflüsse selbst absichern.
Nach der Öffnung des App-Vertriebs durch den Digital Markets Act folgt nun der nächste Schritt: Apple muss sein Bezahlmodell anpassen. Seit Herbst 2025 erlaubt der Konzern in der Europäischen Union erstmals alternative Zahlungswege für iPhone- und iPad-Apps. Nutzer können dadurch freier entscheiden, wo und wie sie bezahlen – ob über Kreditkarte, PayPal oder andere Wallets.
Auf den ersten Blick klingt das nach einem großen Schritt hin zu mehr Flexibilität. In der Praxis bleibt die neue Freiheit aber an Bedingungen geknüpft: Apple öffnet das System, kontrolliert jedoch weiterhin die Regeln. Für Entwickler und Verbraucher bedeutet das mehr Optionen, aber auch neue Hürden und Verantwortung.
Der Digital Markets Act greift tief
Der Digital Markets Act verpflichtet sogenannte Gatekeeper-Unternehmen – darunter Apple, Google und Meta – zu mehr Interoperabilität. Artikel 5 Absatz 7 des Gesetzes schreibt vor, dass Plattformbetreiber ihren Geschäftspartnern den Einsatz eigener Zahlungssysteme erlauben müssen. Damit endet das jahrzehntelange Monopol des App Store auf In-App-Käufe in iOS.
Apple reagierte im Sommer 2025 mit neuen Entwicklerbedingungen. Diese erlauben erstmals, externe Bezahlprozesse oder sogenannte Link-Out-Modelle in Apps zu integrieren.
Allerdings gilt:
- Entwickler dürfen nicht gleichzeitig Apples In-App-Käufe und externe Zahlungen anbieten.
- Jede App, die externe Zahlungen nutzt, muss das Notarisierungsverfahren durchlaufen.
- Nutzer sehen im App Store einen Hinweis auf externe Käufe, wenn eine App alternative Zahlungsmethoden anbietet.
Damit erfüllt Apple formal die DMA-Anforderungen, behält aber über Prüfverfahren, technische Schnittstellen und Nutzerführung die Kontrolle.
Gebührenmodelle und Transfergrenzen: Freiheit mit Aufpreis
Im Unterschied zum alten 30-Prozent-Modell setzt Apple in der EU jetzt auf ein gestaffeltes System. Wer eigene Zahlungswege nutzt, zahlt künftig:
- eine Core Technology Fee pro Installation über einer bestimmten Schwelle,
- eine Store Services Fee zwischen 5 und 13 Prozent des Umsatzes,
- sowie Prüf- und Verwaltungsgebühren für Abwicklung, Rückerstattung und Steuerpflichten.
Auch beim Geldfluss gelten neue Regeln. Die Payment Services Regulation und die aktualisierte Anti-Money Laundering Directive verpflichten Anbieter hohe Transaktionen – in der Regel ab rund 10.000 Euro zu prüfen und zu melden. Apple verweist in seinen Richtlinien darauf, dass sämtliche externen Zahlungen den europäischen Compliance-Vorgaben entsprechen müssen – ein Aufwand, den kleinere Studios und App-Entwickler oft scheuen.
Für Nutzer kann sich das dagegen lohnen: Bei Apps mit Abo-Modellen oder Streaming-Diensten werden alternative Zahlungsmethoden häufig günstiger angeboten, weil die Anbieter keine Apple-Provision mehr einrechnen müssen. Wer beispielsweise ein Musik-Ab, wie von Deezer direkt beim Anbieter abschließt, zahlt oft ein paar Euro weniger im Monat. Vergleichsseiten, die Casinos ohne Einsatzlimits bewerten, heben ebenfalls eine Vielzahl flexibler und sicherer Zahlungsmöglichkeiten für höhere Beträge hervor – von E-Wallets über Kryptowährungen bis hin zu klassischen Banktransfers. Auch hier zeigt sich, dass mehr Bezahloptionen für viele Nutzer zum entscheidenden Komfortfaktor geworden sind.
Globale Prüfungen: Apple unter internationaler Beobachtung
Während Europa Apples Modell am deutlichsten verändert, schauen auch andere Märkte genau hin. In den USA prüft die Federal Trade Commission, ob Apple durch Steering Beschränkungen den Wechsel zu alternativen Zahlungswegen behindert. In Großbritannien untersucht die Competition and Markets Authority den Zugang zu Apples NFC-Schnittstelle, um Drittanbieter-Wallets zu ermöglichen. Und in Südkorea wie Japan laufen bereits seit 2024 Verfahren, die Apple zu mehr Offenheit im mobilen Zahlungsverkehr zwingen sollen.
Hinzu kommt ein EU-Bußgeld von 500 Millionen Euro aus dem Frühjahr 2025, weil Apple seine DMA-Pflichten nur teilweise erfüllt hatte. Diese parallelen Prüfungen zeigen, dass die Öffnung des Bezahlmarktes längst eine globale Dimension erreicht hat – und dass Apple weltweit unter Druck steht, seine Strukturen transparenter zu gestalten.
Warum der DMA mehr verändert als iOS-Funktionen
Für Entwickler bedeuten die neuen Regeln mehr Gestaltungsfreiheit und potenziell geringere Gebühren. Sie können eigene Abo-Modelle, Rabattaktionen oder Kundenbindungsprogramme aufbauen, ohne Apples Provision einkalkulieren zu müssen. Gleichzeitig tragen sie die volle Verantwortung für Sicherheit, Rückerstattung und Steuerfragen – Bereiche, die bisher zentral über den App Store liefen.
Für Verbraucher entstehen mehr Wahlmöglichkeiten, aber auch mehr Eigenverantwortung. Wer eine App über einen externen Zahlungsdienst nutzt, profitiert häufig von niedrigeren Preisen oder speziellen Angeboten, etwa bei Gaming- oder Streaming-Abos. Andererseits entfällt der gewohnte Komfort: Abo-Verwaltung, Familienfreigabe oder der schnelle Support über den App Store greifen hier nicht mehr.
Manche Nutzer sehen in der Öffnung aber gerade einen Vorteil, weil sie bevorzugte Zahlungsformen wie Sofort-Überweisung, E-Wallets oder Krypto-Optionen nutzen können – ähnlich wie beim Online-Shopping, wo Flexibilität und Geschwindigkeit oft wichtiger sind als ein einheitliches Zahlungssystem.
Apple verliert einen Teil seiner Kontrolle, gewinnt aber an regulatorischer Stabilität. Für Nutzer beginnt damit eine neue Phase digitaler Selbstbestimmung – mit mehr Freiraum, aber auch mehr Verantwortung.
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