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Apple verhandelt über Deals mit Internetprovidern für ein eigenes Content Delivery Network – Gefahr für die Netzneutralität?

Apple plant schon seit einiger Zeit, ein eigenes Content Delivery Network (CDN) aufzubauen. Laut dem gutinformierten CDN- und Internet Services Analysten Dan Rayburn verhandelt Apple diesbezüglich momentan mit den Internet Service Providern, um die effiziente Übertragung von Content zu den eigenen Kunden zu gewährleisten.

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Momentan kontrolliert Apple zwar die Medien, die über iTunes und iCloud an die Kunden übertragen werden, nicht aber die Übertragung selber. Diese wird von Drittunternehmen wie beispielsweise Akamai durchgeführt. Dadurch gibt Apple Kontrolle ab, etwas, dass man in Cupertino bekanntlich alles andere als gerne sieht. Angeblich arbeitet man bei Apple deshalb bereits seit fünf Jahren an einem eigenen Content Delivery Network.

Was ist ein CDN überhaupt?

Ein Content Delivery Network ist ein Zusammenschluss von Servern, der für die Auslieferung von digitalem Content an die Endnutzer verantwortlich ist. Die einzelnen Server sind dabei durch das Internet verbunden. Es gibt einen Hauptserver, auf dem alle Daten lagern. Dieser ist mit mehreren Replika-Servern verbunden, auf denen der Inhalt des Hauptservers 1:1 gespiegelt ist. Wenn nun ein Endnutzer einen Inhalt anfragt, wählt ein Request-Routing-System einen geeigneten Replika-Server aus, der die schnellstmögliche Übertragung des Inhalts gewährleisten kann.

Dadurch ist die Content-Übertragung über ein CDN sehr viel effizienter als über Anfragen an einen einzelnen Server. Bisher hat Apple die Aufgabe der Content-Auslieferung noch aus der Hand gegeben, aber das soll sich in Zukunft ändern.

Auch andere Unternehme nutzen eigene CDNs

In seinem Blog berichtet Dan Rayburn über Apples aktuelle Schritte in Richtung eines eigenen CDN: “In February I blogged about a new group formed inside of Apple last year, tasked with building out their own CDN to deliver Apple software updates, apps and other Apple related content. Since my post, Apple has been very busy with their build-out deploying a lot of boxes running Apache Traffic Server and buying a ton of transit, co-location, wavelengths and other infrastructure services. Their CDN is quickly growing, and it won’t be long before we start seeing a portion of their content getting delivered from their new CDN.

Apple wäre nicht das erste Unternehmen, das sich ein eigenes CDN aufbaut statt auf Fremdfirmen zu vertrauen. So nutzt beispielsweise Netflix, das in Kürze auch in Deutschland startet, ein eigenes System zur Contentübertragung. Netflix konnte die Internet Service Provider teilweise sogar zur kostenfreien Kooperation überreden. Apple verhandelt dagegen laut Rayburn bereits jetzt auf der Basis mit den ISPs, das die bevorzugten Verbindungen zwischen den Servern des eigenen CDN bezahlt werden. Rayburn schreibt, dass auch andere Unternehmen wie Microsoft, Google, Ebay, Facebook und Pandora bereits auf bezahlte Deals mit den ISPs zurückgreifen, um für schnellere Verbindungen zu sorgen.

Probleme mit iCloud würden geringer werden

In der Vergangenheit gab es immer wieder mal Performance-Probleme mit Apples iCloud oder anderen Diensten wie beispielsweise Siri. Wenn es Apple gelingt, mit den ISPs entsprechende Deals abzuschließen, würden diese Probleme zwar nicht der Vergangenheit angehören, aber auf jeden Fall deutlich seltener auftreten.

CDNs und die Netzneutralität

Sowohl in den USA als auch in Europa ist das Thema Netzneutralität im Moment von großer Bedeutung. Erst kürzlich schlossen sich 150 namenhafte Unternehmen aus der IT-Branche zusammen, um sich für ein neutrales Netz einzusetzen. Der Zusammenschluss protestierte gegen ein Urteil aus den USA, in dem es hieß, dass die ISPs nicht verpflichtet seien, alle Daten gleich zu übertragen. Apple gehörte nicht zu den Unterzeichnern.

Aber auch Unternehmen wie Facebook und Google, die zu den Unterzeichnern der Petition gehörten, bezahlen die ISPs für bevorzugte Behandlung ihrer Daten. Mit Netzneutralität hat das nicht mehr viel zu tun.

Momentan verhandelt Apple nur mit US-amerikanischen ISPs über entsprechende Vereinbarungen. Inwieweit dies in Europa überhaupt möglich sein wird, kann erst die Zukunft zeigen. Das Europäische Parlament beschloss erst im April, dass die Gesetze zur Regulierung des europäischen Datenverkehrs geändert werden sollen, um die Neutralität des Netzes zu schützen. Sollte Apple auch in Europa entsprechende Deals schließen, sind die ersten Klagen wohl schon so gut wie gewiss.

 

 

via Ars Technica

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