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Offener Brief: Ehemaliger Mitarbeiter des Apple Stores prangert die Arbeitsbedingungen an

Apples Retail Stores sind das Aushängeschild der Firma. Neben den Produkten sind die Stores einer der Hauptereiche, in denen der Kunde wirklich in Kontakt mit Apple kommt. Dieser Tatsache ist sich auch das Führungsteam aus Cupertino bewusst. So sind die Apple Stores auf der ganzen Welt ein Spiegelbild von Apples Produktdesign. Schlicht, minimalistisch, modern und praktikabel. Es ist unmöglich, einen Retail Store mit dem angebissenen Apfel über der Tür zu betreten und nicht beeindruckt zu sein. Ein hervorragender Arbeitsplatz, möchte man denken. Chad Ramey, ein ehemaliges „Genius“ in einem der Stores hat nun einen offenen Brief (oder besser eine offene E-Mail) an Tim Cook veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass Apple als Arbeitgeber für Retail-Personal in den letzten Jahren eine Wandlung vollzogen hat, die nicht gerade positiv ist.

In seiner Mail beschreibt Ramey, wie gerne er für die Firma aus Cupertino gearbeitet habe. Er habe „sein ganzes Herz und seine Seele“ gegeben, um Apples Kunden behilflich zu sein und beschreibt den Moment, als er nach seinem letzten Tag den Store verließ als „herzzerreißend“. Es werde schwer für ihn werden, eine Firma zu finden, die bei ihm die selbe starke Leidenschaft und Hingabe hervorrufen kann, wie er es während seiner Arbeit für Apple erlebt hat.

Gleichzeitig beschreibt er aber seinen Weggang von Apple als ein zweischneidiges Schwert. Er habe seinen Job als Apple-Genius nicht nur als Job, sondern als lebensbereichernde Aufgabe gesehen. Daraus sei mit der Zeit eine lebensbelastende geworden. Ramey beschreibt den Wandel Apples von einem hervorragenden Verkäufer, der sich für das Leben und die Ansprüche seiner Kunden interessiere zu einem „Kistenschieber“, der nicht besser als BestBuy oder Walmart sei. Die Angestellten würden ausgesaugt und weder Kunden noch Mitarbeiter respektiert, in dem immer mehr Verkäufe und höherer Kundendurchlauf von den Verkäufern erwartet werde, was dazu führe, dass man kaum noch Zeit habe, auf den Kunden einzugehen. Was er vor 4 Jahren in den Verkaufstraining gelernt habe, nämlich Apples Kunden als Menschen und nicht als Nummern zu sehen, habe keine Bedeutung mehr.

„Wenn sie sich wirklich für die Zukunft von Apple Retail interessieren, dann kehren sie zu den Grundlagen zurück, auf die es früher basierte“, so beendet Ramey sein Schreiben. Es solle wieder eine Umgebung geschaffen werden, in der der Mitarbeiter sich „gewollt und gebraucht“ fühlt.

Dies ist nicht die erste Beschwerde eines Apple Retail Verkäufers über die Bedingungen, die in den Stores herrschen. Bereits im Juli hatte sich Apple Genius Kevin T. (engl.) an die Öffentlichkeit gewandt, um über die zunehmende Belastung zu berichten. Die als Reaktion auf die wachsende Unzufriedenheit der Retail-Mitarbeiter gegründete Apple Retail Workers Union berichtete in einem Neujahrsgruß (engl.) ebenfalls von Missständen in den Stores, die in manchen Zweigstellen sogar soweit gingen, dass aktiv gegen geltendes Arbeitsrecht verstoßen wurde.

Sollten die Klagen der Retail-Verkäufer zutreffen – was wiederrum nicht unwahrscheinlich scheint – so herrscht hier Handlungsbedarf für Apple. Eine Firma, die sich zu Recht rühmt, bei ihren Produkten hohe Standards zu verfolgen, sollte dies auch bei ihren Mitarbeitern tun.

In Deutschland machte die Belegschaft des Apple Stores in München den ersten Schritt in diese Richtung, indem sie mit der Unterstützung von ver.di und unter der Anerkennung ihres Arbeitsgebers eine Mitgliederversammlung bildeten, die mit Apple über bessere Arbeitsbedingungen beraten soll.

 

 

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9 Kommentare

  1. Nach dem ich ein Praktkum in einer elektrokette gemacht habe, muss ich aber sagen, dass es überall so ist. Es kommen einfach zu viele Kunden und zu wenig neue mitarbeiter. Das Problem ist (fast) überall so…

  2. Apple ist schneller gewachsen als für die Qualität gut ist das merkt man von hinten bis vorne. Ironischerweiße ist Apple damit immernoch die Spitze weit ab jeglicher Konkurrenz also ist die ganze Sparte erbärmlich…

  3. Zum einen das – zum anderen ….. Das Arbeitsleben ist kein Kindergeburtstag.
    Und entlassene Mitarbeiter haben schon traditionell immer mit wahnsinnigem Herzblut und vollem Engagement ihre Berufung ausgeübt, bis das der böse Chef sie entlassen hat

  4. Ach so — ja und nach der Entlassung werden dann angebliche Miss-Stände zum Racheobjekt.

  5. Ich komme täglich an einem solchen Shop vorbei, setze aber keinen Fuß mehr rein. Vollkommen überlaufen und Wartezeiten wie beim
    Frisör. Gibt nichts was man nicht auch online ordern kann ohne den Stress …

  6. Keine Zeit für den Kunden? Kistenschieber? Beides kann ich aus persönlicher Erfahrung überhaupt nicht nachvollziehen. Ich wurde bisher immer gut und ausführlich beraten. Und die mir zugeschobenen Kisten habe ich mit großer Freude entgegengenommen.

    Es ist doch ganz klar, dass jedes Unternehmen eine gute Außenwirkung haben möchte. Die Sicht des Mitarbeiters auf seinen Arbeitgeber kann davon unabhängig eine ganz andere sein. Und das ist wohl öfters der Fall, als es der Kunde wahrnimmt.

  7. Eigentlich nichts besonderes. Der typische Brief eines frustrierten Mitarbeiters. Ähnliches dürfte sich tagtäglich in den meisten Unternehmen ereignen, egal in welcher Branche.

  8. Jetzt mal nicht so tun als hätten wir in Deutschland achso tolle Arbeitsbedingungen.
    Die sind nach wie vor die Ausnahme!

  9. würde auch sagen das es sich hie rum nichts besonderes handelt das gibts nunmal überall… aber wie eh schon erwähnt wurde im zeitalter des internets kauft man sich eh noch das wenigstens direkt im laden :D